02.07.18

HPV-Impfung auch für Jungen empfohlen

Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat ihre Empfehlung, Jungen zwischen 9 und 14 Jahren gegen HPV zu impfen, im Epidemiologischen Bulletin 26/2018 veröffentlicht, zusammen mit der wissenschaftlichen Begründung für diese Entscheidung. Zusätzlich erscheint ein RKI-Ratgeber zu HPV im Epidemiologischen Bulletin 27, der bereits online verfügbar ist. Seit 2007 empfiehlt die STIKO die HPV-Impfung von Mädchen. Diese Empfehlung bleibt unverändert bestehen.

„Die Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) schützt wirksam vor einer HPV-Infektion und daraus resultierenden Krebsvorstufen“, betont Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts. Die Impfung ist sehr sicher, weltweit wurden be-reits mehr als 270 Millionen HPV-Impfungen verabreicht, ohne dass wesentliche Impfkomplikationen aufgetreten sind. Anfang 2018 ist zuletzt eine umfangreiche Aus-wertung der Evidenz durch die Cochrane-Collaboration erschienen, die die Sicherheit und Wirksamkeit der HPV-Impfung erneut bestätigt hat.

„Ich hoffe, dass möglichst viele Jungen die HPV-Schutzimpfung nutzen und die neue Empfehlung auch ein weiterer Anstoß für bislang nicht geimpfte Mädchen ist, die Imp-fung nachzuholen“, unterstreicht Wieler. „Bedauerlicherweise werden viel zu wenige Mädchen geimpft, dabei schützt diese Impfung vor Krebs“. 2015 waren nur 44,6 % der 17-jährigen Mädchen vollständig gegen HPV geimpft. Aufgrund der niedrigen Impfquote konnte auch der von der STIKO erhoffte indirekte Schutz für Jungen nur in begrenztem Maße erreicht werden. Mit der Empfehlung für die Jungen hofft die STIKO, den Gemeinschaftsschutz in der Bevölkerung zu stärken.

In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 4.600 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Bei fast 100 % dieser Tumore sind HPV-Infektionen ursächlich verantwortlich. Die HPV-assoziierten Krebsarten bei Männern sind Penis- und Analkrebs sowie Krebserkran-kungen der Mundhöhle und des Rachens. Nicht alle dieser Krebserkrankungen bei Männern sind durch eine HPV-Infektion bedingt. Nach Schätzungen des Zentrums für Krebsregisterdaten im Robert Koch-Institut gibt es pro Jahr bei Männern etwa 600 Analkarzinome, mindestens 250 Peniskarzinome und mindestens 750 Karzinome in der Mundhöhle oder im Rachen, die auf eine HPV-Infektion zurückgehen.

Deutschland ist eines der ersten europäischen Länder, die die HPV-Impfung für Jungen empfiehlt. Die STIKO entwickelt ihre Impfempfehlungen auf Basis einer aufwändigen Standardvorgehensweise und orientiert sich dabei an den Kriterien der evidenzbasierten Medizin. Für die Entscheidung zur Jungenimpfung wurde u.a. die Krankheitslast durch HPV-assoziierte Tumore bei Männern in Deutschland abgeschätzt und eine systematische Literaturübersicht zu Wirksamkeit und Sicherheit der HPV-Impfung bei Jungen und Männern erarbeitet. Die STIKO hat auch die zu erwartenden Effekte der Jungenimpfung auf die Verbreitung von HPV und HPV-assoziierten Krankheiten in der Bevölkerung durch eine mathematische Modellierung abschätzen lassen. Die Modellierung zeigt, dass sich in Deutschland durch die HPV-Impfung von Jungen langfristig tausende von Krebserkrankungen zusätzlich vermeiden lassen. 

Die STIKO hatte Anfang Juni 2018 in einer kurzen Stellungnahme den Beschluss über die HPV-Impfung für Jungen bekanntgegeben. Mit der jetzt erfolgten Veröffentlichung ist die Empfehlung gültig. Auf dieser Basis entscheidet der Gemeinsame Bundesaus-schuss innerhalb der nächsten drei Monate, ob die HPV-Impfung von Jungen in die Schutzimpfungsrichtlinie aufgenommen und somit zur Pflichtleistung der Gesetzli-chen Krankenkassen wird.

Weitere Informationen: www.rki.de/hpv-impfung

Pressemitteilung des <abbr class="has-tip tip-bottom" data-selector="tooltip-jj4981754">RKI</abbr>, erschienen am 28.06.2018
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Übersichtsliste der gesetzlichen Krankenkassen, die neben den privaten Kassen die Kosten für die HPV-Impfung bei Jungen übernehmen
(herausgegeben vom BVKJ, Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de)