01.09.09

Sprachentwicklungsstörung: Eltern können professionelle Therapie tatkräftig unterstützen


Eine Sprachentwicklungsstörung im Kindergartenalter sollte abgeklärt und bei Bedarf professionell behandelt werden. Haben Kinder mit 4 Jahren noch Schwierigkeiten, Laute zu formen oder sich gut auszudrücken, bereitet es ihnen große Mühe, Wünsche klar zu formulieren und Erlebtes zu erzählen, kann dies auf eine verzögerte Sprachentwicklung hinweisen. Häufig haben betroffene Kinder auch Probleme mit dem Sprachverständnis oder der Grammatik, z.B. ganze Sätze zu bilden. Hinzu kann kommen, dass sie Laute, Silben oder ganze Wörter oft wiederholen oder verschlucken. In diesen Fällen ist eine Sprachtherapie bzw. Logopädie unerlässlich. Begleitend können Eltern Kinder durch Spiele, bei denen es ums Sprechen und Hören geht, fördern. Dabei sollen Kinder lernen, verschiedene Laute voneinander zu unterscheiden, ihren Wortschatz erweitern und Sicherheit beim Sprechen gewinnen. Das Spiel „Stille Post“ beispielsweise, bei dem ein Mitspieler seinem Nachbarn ein Wort ins Ohr flüstert, der es wiederum an den nächsten weitergibt usw., ist dafür gut geeignet. Die Kinder können auf diese Weise in einer entspannten Atmosphäre erleben, zu welchen Fehlern es beim Sprechen und Hören kommen kann und das genaue Hören und genaue Sprechen üben.

Aufgrund ihrer Probleme haben viele der betroffenen Kinder keine Freude am Sprechen und sind eher still. Es ist daher wichtig, bei ihnen druckfrei den Spaß am Sprechen zu wecken und ihnen spielerisch die vielfältigen Möglichkeiten der Sprache aufzuzeigen. Ein kommunikatives Verhältnis in der Familie ist hierbei entscheidend. Gemeinsam zu backen und zu kochen, altersgerechte Spiele zu machen oder Bilderbücher anzuschauen und das Dargestellte zusammen nachzuerzählen, sind empfehlenswert. Auch Kinderlieder eignen sich, spielerisch mit Sprache umzugehen und sie zu fördern. Das Singen eines vorgegebenen Textes nimmt dem Kind den Druck, etwas eigenes Sprachliches produzieren zu müssen.

Eltern sollten eine klare, wortschatzreiche Sprache mit kurzen, einfachen Sätzen benutzen, die den 4- bis 6-Jährigen als Orientierung für eigene Formulierungen dienen kann. Wenig empfehlenswert ist, bei fehlerhaften Wortbildungen oder falschem Satzaufbau zu korrigieren. Stattdessen sollte man die Äußerungen des Kindes in der korrekten Form wiederholen. Damit geben Eltern ihrem Kind die Möglichkeit, an ihrem Sprachmodell zu lernen. Zudem erhalten die Kinder so Rückmeldung, wie sie verstanden werden, und können bei Bedarf widersprechen.

Von einer behandlungsbedürftigen Sprachentwicklungsstörung sind nach Schätzungen mindestens 10% aller Kinder im Vorschulalter betroffen. Eine Entwicklungsstörung der Sprache wird mit Hilfe spezieller sprachdiagnostischer Tests vom Kinder- oder HNO-Arzt festgestellt. Treten hierbei Auffälligkeiten auf, überweist der Arzt an einen Logopäden bzw. Sprachtherapeuten, der mittels gezielter weiterführender Diagnostik ein auf jedes Kind individuell zugeschnittenes Therapiekonzept erstellt. Hat der Arzt körperliche Ursachen, wie beispielsweise Hörstörungen oder Fehlbildungen der Sprechorgane diagnostiziert, müssen diese zunächst beseitigt werden, um die Voraussetzungen für eine normale Sprachentwicklung zu schaffen. Eine Sprachtherapie beim Logopäden bzw. Sprachtherapeuten sollte möglichst früh beginnen, um eine weitere Stagnation der Entwicklung und seelische Folgen zu verhindern. Die Logopädie bzw. Sprachtherapie wird von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

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