02.08.17

Schwangerschafts-Diabetes: jede siebte werdende Mutter ist betroffen

Gut 13 % aller Schwangeren in Deutschland können Kohlenhydrate nur verzögert verwerten und weisen deshalb im Blutzuckertest erhöhte Blutzuckerwerte auf. Sie selbst, aber auch das Baby werden durch das zu hohe Zuckerangebot im Blut belastet. Diese Veränderung wird als "Schwangerschafts-Diabetes" bezeichnet und heilt bei richtiger Diät oder Therapie meistens nach der Geburt aus. Wird die Störung des Stoffwechsels nicht entdeckt und nicht behandelt, erhöht sie das Risiko, dass das Baby zu schnell wächst, deutlich zu groß und zu schwer wird und lebenslang eine Neigung zu Übergewicht und Diabetes haben wird. Sie erhöht zudem das Risiko für eine Frühgeburt, und für Atemstörungen des neugeborenen Babys. Schwangere mit einem unbehandelten Schwangerschafts-Diabetes entwickeln häufiger einen zu hohen Blutdruck und die gefürchtete Präeklampsie, müssen häufiger mit einem Kaiserschnitt entbunden werden und haben später ein deutlich erhöhtes Risiko, an einem echten Diabetes zu erkranken.
 
Im Jahr 2012 wurde die Reihenuntersuchung auf diese Stoffwechselstörung für alle Schwangeren in die gesetzliche Schwangerenvorsorge aufgenommen(1). Der Test, bei dem ein Becher mit Zuckerlösung getrunken und der Blutzucker eine Stunde nach dem Trinken bestimmt wird, wird in der frauenärztlichen Praxis durchgeführt, zunächst als ein Vortest, bei dem die Frau nicht nüchtern sein muss. Ist dieser Test auffällig, so kann ein zweiter, aufwändigerer Test angeschlossen werden, der genauere Ergebnisse bringt.
 
Bisherige Schätzungen waren davon ausgegangen, dass in Deutschland etwa 4 bis 8% aller Schwangeren an einem Schwangerschaftsdiabetes erkranken. Die neuen, wesentlich höheren Zahlen wurden herausgefunden, indem die Daten aller Schwangeren aus der gesetzlichen Mutterschaftsvorsorge aus den Jahren 2014 und 2015 ausgewertet wurden(2).
 
Die Auswertung ergab auch, dass 80% aller Schwangeren das Angebot für die Stoffwechsel-Untersuchung annehmen. Bei 20% der Schwangeren wurde allerdings diese Testung nicht durchgeführt. "Eine unregelmäßige Vorsorgeteilnahme und die Ablehnung des Zuckertestes Sind die Ursachen", so Dr. med. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. "Manche Frauen denken, dass diese Erkrankung sehr selten ist, dass es sie sicher nicht treffen wird und dass das bißchen zu viel Zucker im Blut ihnen und ihrem Baby schon nicht schaden wird. Aber das alles sind Irrtümer, die für die Frau und vor allem für das Baby folgenschwer sein können."
 
Behandeln lässt sich der Schwangerschaftsdiabetes in vielen Fällen übrigens ganz einfach mit mehr Bewegung und einer Umstellung der Ernährung. Wenn das klappt, sind weitere Maßnahmen nicht nötig.
 
(1) Der Fachbegriff lautet GDM-Screening: G=Gestation=Schwangerschaftsbedingt, DM=Diabetes mellitus=Zuckerkrankheit, Screening=Reihenuntersuchung
 
(2)
Melchior H, Kurch-Bek D, Mund M: The prevalence of gestational diabetes—a population-based analysis of a nationwide screening program.
Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 412–8. DOI: 10.3238/arztebl.2017.0412


Quelle: Pressemeldung des Berufsverbandes Deutscher Frauenärzte (BVF)