30.06.10

Masern in München breiten sich aus

Aus Bulgarien eingeschleppte Masern breiten sich in München aus. Mittlerweile sind dem Referat für Gesundheit und Umwelt in München 35 Fälle gemeldet worden: Seit Anfang Juni sind 13 Kinder im Alter von zwei bis 17 Jahren und 21 Erwachsene zwischen 18 und 35 Jahren erkrankt. Infizierte finden sich an vier Schulen, so dass mit einer weiteren Ausbreitung zu rechnen ist. „Bei Säuglingen, aber auch mit steigendem Alter, einem geschwächten Immunsystem oder bei einem schlechten Ernährungszustand ist das Risiko für Komplikationen besonders groß. Lungen-, Augen- und Mittelohrentzündungen sind häufige Begleiterscheinungen. Besonders gefürchtet ist die so genannte Masernenzephalitis, eine Entzündung des Gehirns“, warnt Dr. Ursel Lindlbauer-Eisenach, Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin. Eine Patientin aus dem Landkreis München erlitt in der Folge der Infektion eine Masernenzephalitis und musste im Krankenhaus behandelt werden.

Im Ursprungsland des Ausbruchs, Bulgarien, konnten die Masern immer noch nicht eingedämmt werden. Dort haben sich seit Beginn der Epidemie im April 2009 fast 23.000 Menschen angesteckt und 24 Menschen sind an den Folgen gestorben.

Junge Erwachsene sollten dringend ihren Impfschutz überprüfen

Junge Erwachsene, die keinen oder nur einen unvollständigen Impfschutz haben und auch nicht in ihrer Kindheit erkrankt waren, sollten die Impfung möglichst bald nachholen. Eine Impfung gegen Masern ist in Deutschland seit 1973 empfohlen, doch konnten bis heute nicht die zur Ausrottung der Erkrankung erforderlichen Durchimpfungsraten von 95% bei der zweiten Impfung erreicht werden. 1989 lag die Quote bei der Schuleingangsuntersuchung noch unter 20%, 2002 bei etwa 33%. „Das heißt, die Mehrheit der Deutschen mit Anfang 20 Jahren und etwa zwei Drittel der 9-jährigen Grundschüler hat keine komplette Immunität gegen Masern. Auch Menschen mit etwa 38 Jahren und älter sind – wenn sie nicht als Kind Masern durchgemacht haben – gar nicht geschützt“, erklärt Dr. Lindlbauer-Eisenach.

Kinder sollten in Deutschland die erste Impfung gegen Masern zwischen dem vollendeten 11. und dem 14. Lebensmonat, die zweite Impfung im 2. Lebensjahr erhalten. Meist wird dabei ein Kombinationsimpfstoff verabreicht, der zugleich vor Mumps, Röteln und Windpocken schützt. Für Erwachsene ist die Masernimpfung in Kombination mit Mumps und Röteln zugelassen. Laut der Schuleingangsuntersuchung von 2008 sind immer noch nicht alle Kinder ein zweites Mal gegen Masern geimpft (Durchimpfungsquote 89%). Bayern liegt hier sowohl bei der ersten als auch der zweiten Impfung unter dem Bundesdurchschnitt.