27.04.11

"Lärm trennt": Appell für mehr Rücksicht

„Lärm ist das Geräusch der anderen", notierte der Schriftsteller und Publizist Kurt Tucholsky einst ironisch - und lag damit auch insofern nicht falsch, als dass Lärm nicht nur eine Größe objektiver Messbarkeit ist, sondern auch eine der subjektiven Wahrnehmung. So lautet jedenfalls die moderne Definition. Lärm kann störend und quälend sein, er kann krank machen. Der Tag gegen Lärm am 27. April 2011 möchte zum Nachdenken und zur Achtsamkeit anregen.

Wer selbst laute Geräusche erzeugt, empfindet dies in der Regel nicht als störend. Ganz anders sieht es aus, wenn es, beispielsweise, der Nachbar ist. Denn was wir als Lärm - also als ein unangenehmes lautes Geräusch - empfinden, ist zum Teil subjektiv geprägt. So hängt unsere Bewertung lauter Geräusche etwa davon ab, ob wir deren Urheber sympathisch oder unsympathisch finden, wie wir uns gerade fühlen und was wir im Moment tun. Grundsätzlich werden Geräusche insbesondere dann als störend empfunden, wenn wir schlafen wollen, uns konzentrieren müssen, uns unterhalten möchten. Jenseits der subjektiven Wahrnehmung besteht Lautstärke natürlich ebenfalls aus objektiven, physikalisch messbaren Komponenten wie Schalldruckpegel, Tonhöhe oder Impulshaltigkeit.

Die Hauptquelle für Lärm im öffentlichen Raum ist der Verkehr. Laut Angaben des Umweltbundesamt fühlen sich etwa 55% der Deutschen im Alltag von lautem Straßenverkehr belästigt, 29% durch Fluglärm gestört. Auch im Beruf spielt Krach eine große Rolle: 5 Millionen Beschäftigte sind in Deutschland starken Geräuschbelastungen am Arbeitsplatz ausgesetzt, Lärmschwerhörigkeit ist die häufigste Berufskrankheit.

Lärm bedeutet nicht nur eine Störung und Minderung der Lebensqualität, Lärm ist gesundheitsschädlich. Hohe Schallpegel in Form von Schallspitzen (wie bei Böllern) oder Dauerschall können Schwerhörigkeit und Tinnitus (Ohrgeräusche) hervorrufen. Und schon bei niedrigeren, nicht gehörschädigenden Schallpegeln gilt chronische Lärmbelastung als Stressor sowie Risikofaktor für erhöhten Blutdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Herzinfarkt.

Das individuelle und gesellschaftliche Bewusstsein für störende und schädigende Geräuschpegel im Alltag möchte der „Tag gegen Lärm" am 27. April schärfen. Unter dem Motto „Lärm trennt" finden an diesem Tag zahlreiche Aktionen statt - inklusive „15 Sekunden der Ruhe" um 14:15 Uhr. Denn nicht nur Seele und Körper müssen manchmal ausspannen. Ebenso das Gehör! Es ist hochkomplex und empfindlich, es braucht Schutz vor zu viel Lärm - und auch mal einfach nur Stille.

Quelle: Dt. Gesundheits-Korrespondenz, Dt. Grünes Kreuz
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